Geschichte

  Wüllnerstraße 7, nach Errichtung 1964 Wüllnerstraße 7, nach Errichtung 1964

Geschichte des Instituts

Das Institut für Leichtbau (IfL) wurde 1955 von Herrn Professor Dr.-Ing. Hans Ebner gegründet, nachdem dieser von der Deutschen Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt e.V. (DVL) an die RWTH Aachen berufen worden war. Er leitete das Institut bis zu seiner Emeritierung 1968 und gab dem Leichtbau durch seine Schubfeldtheorie neue Impulse.

Sein Nachfolger wurde Professor Dr.-Ing. Joachim Kowalewski, der ebenfalls von der DVL, Institut für Festigkeit, kam und das Institut für Leichtbau 1969 übernahm. 1974 zog es ihn zurück in die freie Wirtschaft, aber er blieb der RWTH bis 1977 als Honorarprofessor für Leichtbau erhalten.

1977 wurde Prof. Dr.-Ing. Huba Öry zum Institutsdirektor bestellt. Er erweiterte die bisherigen Forschungsschwerpunkte des Instituts, Bauwerksdynamik und –aerodynamik, Kraftwerkstechnik und Anlagenbau um Themen zur Konstruktion und Untersuchung von Windkraftanlagen (Rotordynamik, Aerodynamik und Strukturauslegung), Rotorblättern für Kühltürme aus GFK, Rohrleitungen im Anlagenbau sowie Strukturauslegung im Raumfahrzeugbau. Er leitete das Institut bis zu seiner Emeritierung, behielt aber bis zu seinem Tod seine beratende Funktion.

  Wüllnerstraße 7, nach der Sanierung in den 90er Jahren Wüllnerstraße 7, nach der Sanierung in den 90er Jahren

Sein Nachfolger, Prof. Dr.-Ing. Hans-Günther Reimerdes, übernahm Lehrstuhl und Institut für Leichtbau (ilb) 1992. Unter seiner Leitung wurde ein breites Spektrum wissenschaftlicher Projekte zum Leichtbau mit Schwerpunkt in der Luft- und Raumfahrttechnik bearbeitet, deren Ergebnisse u.a. in das „Handbuch der Raumfahrt“ einflossen. Insbesondere seine Forschungen zur Verhinderung/Verminderung von Schäden an Raumfahrtzeugen durch Mikrometeoriten und Weltraummüll sind in diesem Zusammenhang erwähnenswert.

Seit August 2014 ist Herr Professor Dr.-Ing. Kai-Uwe Schröder Institutsleiter. Mit ihm wurden Forschungsschwerpunkte und Lehre auf die Bereiche Strukturmechanik und Structural Health Monitoring ausgedehnt. Diese fachliche Erweiterung wurde auch namentlich festgehalten: Institut für Strukturmechanik und Leichtbau (SLA).

  Prof. Ebner, der Institutsgründer Urheberrecht: © RWTH/SLA

Professor Dr.-Ing. Hans Ebner

* 21.06.1900 in Breslau
† 24.04.1977 in Aachen

1919-1924 Diplomstudium an der RWTH Aachen, Fakultät für Bauingenieurwesen

1929 Promotion an der TH Berlin („Zur Berechnung räumlicher Fachwerke im Flugzeugbau: Flechtwerke mit überzähligen rechteckigen Querwänden“)

1927-1937 Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt e.V. (DVL) auf den Forschungsgebieten Luftfahrzeugstatik und Luftschiffbau; später Abteilungsleiter des Instituts für Festigkeit und des Instituts für Seeflugwesen

1946-1953 Selbständiger Ingenieur auf dem Gebiet „Messtechnik an Bauwerken“ (experimentelle und theoretische Untersuchungen auf den Gebieten Statik, Dynamik und Festigkeit) sowie Entwicklung und Bau von Messgeräten

1955-1968 Ordentlicher Professor an der RWTH Aachen und Institutsleiter des von ihm gegründeten „Institut für Leichtbau“ (IfL)

Prof. Ebner entwickelte 1937/38 gemeinsam mit Herrmann Köller die Schubfeldtheorie, die heute fest in den Lehrplan jedes Ingenieurstudiums verankert ist. Er war korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Luftfahrtforschung und Associate Fellow des Institute oft he Aeronautical Sciences New York. Für seine Untersuchungen auf dem Gebiet der Schalenfestigkeit erhielt er den Preis der Lilienthal-Gesellschaft.

  Prof. Dr.-Ing. Joachim Kowalewski Urheberrecht: © RWTH/SLA

Professor Dr.-Ing. Joachim Kowalewski

* 02.06.1930 in Berlin
† 10.11.2019 in Aachen

1949-1955 Diplomstudium an der TU Braunschweig und der Universität Stuttgart, Fakultät für Bauingenieurwesen

1956-1962 Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt e.V. (DVL) am Institut für Festigkeit

1962 Promotion an der RWTH Aachen („Über die Beziehungen zwischen der Lebensdauer von Bauteilen bei unregelmäßig schwankenden und bei geordneten Belastungsfolgen“)

1961-1963 Statiker in der Brückenbauabteilung der Gutehoffnungshütte in Sterkrade

1963-1964 Vorstandsassistent der Orenstein-Koppel und Lübecker Maschinenbau AG

1964-1969 Leiter des Instituts für Festigkeit der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt e.V. (DVL)

1969-1974 Ordentlicher Professor an der RWTH Aachen, Institutsleiter des Instituts für Leichtbau

1974-1977 Honorarprofessor für Leichtbau an der RWTH Aachen

  Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. (H) Huba Öry Urheberrecht: © RWTH/SLA

Professor Dr.-Ing. Dr. h. c. (H) Huba Öry

* 16.07.1927 in Arad, Siebenbürgen, Rumänien,
† 04.12.2015 in Bremen

1945-1949 Diplomstudium mit Vertiefungsrichtung Flugzeugbau an der Technischen Universität Budapest (Ungarn), Fakultät für Maschinenwesen

1949-1956 Assistent, später Hauptassistent am Institut für Flugzeugbau der Abteilung Luftfahrt, Schiffbau und Eisenbahnfahrzeuge an der TU Budapest

1957 Aufstand in Ungarn, Flucht mit seiner Familie nach Frankreich

1957-1959 Ingenieur in der Coléoptère-Entwicklung beim Triebwerkshersteller SNECMA, Mélun-Villaroche, später Abteilungsleiter der Statik- und Dynamikabteilung

1959 Wechsel zur Firma Focke-Wulf-Flugzeugbau AG

1961-1967 Aufbau der Abteilung Strukturmechanik in der neu gegründeten Firma ERNO Raumfahrttechnik GmbH, in die der Raumfahrtbereich der Focke-Wulf-Flugzeugbau AG ausgegliedert wurde

1967-1977 Leitung der Abteilung Strukturmechanik der ERNO Raumfahrttechnik GmbH

1976 Promotion an der TU München, Institut für Leichtbau („Die Tragfähigkeit eines dünnwandigen, durch ein vorgespanntes Seil umgebenen Kreisrings: Die Bemessung der MARMAN-Verbindung“ unter Professor Dr.-Ing. habil. Gerhard Czerwenka)

1977-1992 Ordentlicher Professor an der RWTH Aachen, Institutsleiter des Lehrstuhls und Instituts für Leichtbau der Fakultät Maschinenwesen

Die Fakultät für Transport- und Fahrzeugwissenschaften der Technischen und Wirtschafts­wissen­schaftlichen Universität Budapest verlieh ihm 1986 die Ehrendoktorwürde. 1999 wurde er für seine besonderen Verdienste auf dem Gebiet der Raumfahrtwissenschaften bzw. Raumfahrtgeräte auf Antrag der DaimerChrysler Aerospace AG-Raumfahrt mit der Eugen-Sänger-Medaille der deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) ausgezeichnet.

Professor Öry war Vollmitglied der „International Academy of Aeronautics“ und auswärtiges Mitglied der ungarischen Akademie der Wissenschaften.

Neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit an der RWTH Aachen war er als ständiger Berater für die Firma ERNO Raumfahrttechnik GmbH, später für EADS-ASTRIUM in Bremen auf dem Gebiet Strukturmechanik in der Raumfahrt tätig. Er arbeitete an der Entwicklung der ARIANE-Trägerrakete mit und war maßgeblich am Aufbau der Raumfahrtgemeinde in Deutschland beteiligt.

Profssor Öry war nicht nur ein international geschätzter Experte auf vielen Gebieten der Mechanik, des Leichtbaus und der Luft- und Raumfahrt, sondern auch ein begeisterter Hochschullehrer. Als solcher hat er sich sehr für die Verbesserung der Lehre eingesetzt. Er erweiterte mit Unterstützung seiner wissenschaftlichen Mitarbeiter (intern und extern) in kürzester Zeit das Vorlesungsangebot des Instituts in unterschiedlichen Disziplinen, z.B. die die Auslegung dünnwandiger Tragstrukturen für den Anlagenbau und die Luft- und Raumfahrttechnik, die Auslegung von Kleinflugzeugen, Schwingungen im Leichtbau, Aeroelastik, Industrieaerodynamik und Faserverbundtechnologien. Zusätzlich baute er weltweit mit diversen Universitäten, z.B. mit Lyon, Toulouse, Patras, Liverpool, Bandung, Budapest und Milano, bilaterale Beziehungen zur gemeinsamen Forschung und Betreuung von Doktorarbeiten auf.

Er verfasste zahlreiche national und international anerkannte wissenschaftliche Veröffentlichungen zu Leichtbauthemen in mehreren Sprachen.

  Prof. Dr.-Ing. Hans-Günther Reimerdes Urheberrecht: © RWTH/SLA

Professor Dr.-Ing. Hans-Günther Reimerdes

* 17.03.1948 in Flemhude

1970-1973 Diplomstudium mit Vertiefungsrichtung Flugzeug- und Triebwerksbau an der Fachhochschule Aachen

1973-1978 Diplomstudium mit Vertiefungsrichtung Luft- und Raumfahrttechnik an der RWTH Aachen, Fakultät für Maschinenwesen

1984 Promotion an der RWTH Aachen („Zur Berechnung interlaminarer Spannungen am Rand kreisrunder Löcher in mehrschichtigen Laminaten“ unter Professor Dr.-Ing. Hub Öry)

1978-1986 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Leichtbau der RWTH Aachen

1986-1992 Gruppenleiter des Bereichs Analyseverfahren der Hauptabteilung Strukturmechanik bei der Firma ERNO Raumfahrttechnik GmbH

1992-2014 Ordentlicher Professor an der RWTH Aachen, Institutsleiter des Lehrstuhls und Instituts für Leichtbau der Fakultät Maschinenwesen

Professor Reimerdes ist Mitglied des American Institute of Aeronautics and Astronautics (AIAA) und der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt e.V. (DGLR). Er wirkte in der Arbeitsgruppe „Protection“ des Inter-Agency Space Debris Coordination Committee (IADC) und in der DGLR-Fachgruppe „Struktur und Bauweisen“ mit.

Seine Forschungsschwerpunkte betrafen das Stabilitätsverhalten dünnwandiger Flächentragwerke, Statik, Stabilität und Festigkeit von Sandwichstrukturen, Bauweisen mit Faserverbundwerkstoffen, die Optimierung von versteiften Schalenstrukturen, das Versagensverhalten von Faserverbundstrukturen, Schutzsysteme gegen Hypervelocity Impacts, das Stabilitätsverhalten von Schalenstrukturen, Berechnung und Auslegung von Faserverbundstrukturen sowie das Crash- und Impactverhalten von Leichtbaustrukturen. Diese flossen u.a. in das Lehrangebot des Instituts ein und erweiterten dessen Expertise.